Klaus Hentschel    
Die Mentalität deutscher Physiker in der frühen Nachkriegszeit (1945-1949)  
(Studien zur Wissenschafts- und Universitätsgeschichte; Band 11)
2005, 192 Seiten, Brosch., Abb.
€ 24,80
ISBN 3-935025-80-7
 

»Gemessen an den zahlreichen profunden Werken des Autors, der als einer der produktivsten Physikhistoriker in Deutschland gelten darf, handelt es sich bei dem vorliegenden Band eher um einen längeren Essay [...] Im Sinne eines Essays gewinnt der Text aber durch die Einleitung in den mentalitätshistorischen Zugriff ungemein; denn er richtet das Interesse des Lesers darauf aus, ein ›geistiges Klima einer Zeit‹ zu suchen, weniger auf Reaktionen zu achten als ›nicht abstreifbare geistig-seelische Dispositionen‹ in den Blick zu nehmen und den Physikern auf die ›Haut‹ zu schauen, statt sich von der Kleidung, die sie tragen, täuschen zu lassen. [...] Viele Leser werden Hentschels Band mit Gewinn zu Rate ziehen und darin eine wichtige Erweiterung der jüngeren Arbeiten zur Emigration und Remigration und zu den Biographien insbesondere Otto Hahns und Max von Laues finden. «
Arne Schirrmacher, München, Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 29 (2006) S. 166ff.

»Noch nie zuvor wurde in solcher Dichte dargestellt, wie die Physiker in Deutschland ihre Verstrickung in das nationalsozialistische System geleugnet, verschwiegen, beschönigt und verdrängt haben. [...] Klaus Hentschel bedient sich für den Nachweis dieser Einstellung einer Vielzahl von Quellen. [...] Obwohl es sich im Einzelfall immer um individuelle Meinungen handelt, ist die geballte Masse dieser Äußerungen wuchtig genug, um sie als Ausdruck einer kollektiven Haltung zu werten. [...] Auf diese Weise, so der theoretische Anspruch, soll das ›Mentalitätsklima‹ ausgelotet werden, das den deutschen Physikern in der frühen Nachkriegszeit eigen war. [...] ›Ich liebe ja Deutschland,‹ schrieb Lise Meitner an James Franck im Jahr 1946, ›aber ich komme mir vor wie eine Mutter, deren Lieblingskind missraten ist‹. Nach der Lektüre von Hentschels Buch kann man nachvollziehen, warum die ins Exil getriebenen Physik-Emigranten so dachten.«
Michael Eckert, Physik Journal 5,6 (2006) S. 58

»Es ist ein Vorzug der besprochenen Studie, dass der umfangreiche Stoff und seine sachliche Interpretation, d.h. ein hoher Informationswert, und ein beachtlicher Unterhaltungswert einander nicht ausschließen.«
Günter Dörfel, Dresden, NTM, N.S. 17 (2007) S. 74f.

»Hentschel lässt keinen Zweifel daran, dass es für ihn zu den deprimierendsten historischen Erfahrungen gehörte, anhand der Dokumente zu verfolgen, wie unmittelbar nach 1945 die ›Chance‹ einer Auseinandersetzung mit dem NS-Regime und seinen Voraussetzungen ›verpasst‹ wurde. Dennoch endet seine ebenso präzise with einfühlsam argumentierende Studie mit einem optimistischen Urteil: Gerade weil eine Marginalisierung der ›Mitläufer‹ unterblieb, sei einerseits zumindest die Chance für spätere Einsicht gewahrt worden [...]«
Rainer Eisfeld, Fachbereich Sozialwissenschaften, Universität Osnabrück, Rezensiert für H-Soz-u-Kult ... (H-Net, Clio-online 2006-2-123)

“With ‘mentality’ Hentschel means not fashions, academic practices, ideologies, or world views, but a deeper level of the intellectual climate of the time, which encloses feelings, dispositions, and ways of thinking focusing on collecive fears, hopes, and expectations of the community. It is, no doubt possible to understand the mentality of a single actor, but it may be much more difficult to analyze the mentality of a whole community as Hentschel aims to do. To accomplish this, he examines a large number of different sources, such as serial publications and the private correspondence of the physicists. [...] Taking all these sources together, Hentschel provides a manifold picture of the community, and thus the book meets all expectations.”
Christian Forstner, Centaurus 48,4 (2006) S. 325f.

“Hentschel is the master of his material. His work is strongest when he dives into the archives, and he multiplies trenchant examples so effectively that we could hardly doubt what he documents, if we even wanted to try. [...] Hentschel’s stated aim is ‘a neutral description, as far as possible’ and the goal he sets is understanding, not apologetics or indictment.”
Cathryn Carson, ISIS 98,1 (2007), S. 194f.

“The author gives a rich depth to this subject through his sophisticated and restrained treatment of several important themes [...]”
Mark Walker, Union College, American Historical Review 112,3 (2007) S. 943f.

 

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