Irmtraud Hnilica  
Im Zauberkreis der großen Waage  
Die Romantisierung des bürgerlichen Kaufmanns in Gustav Freytags Soll und Haben  
(Diskursivitäten, Band 14)
2012, 225 Seiten, Brosch.
€ 34,80
ISBN 978-3-939381-44-0
 

Gustav Freytags Soll und Haben ist alles andere als ein privi­legierter Gegenstand literaturwissenschaftlicher Forschung. Vielmehr führt der wohl meistgelesene Roman des 19. Jahrhunderts ein Schattendasein im Bücherkeller der Germanistik. Die wenigen vorliegenden Forschungsarbeiten haben sich – bis in die jüngste Zeit hinein – auf ideologiekritische Fragestellungen beschränkt. Demgegenüber nimmt die vorliegende Studie Konstellationen in den Blick, für die sich die Forschung bislang wenig interessiert hat. Fokussiert werden nämlich der Rekurs des Romans auf literarische Traditionslinien der Romantik sowie die Poetik, die damit verknüpft ist: Freytag überzieht die nüchterne Welt des Kaufmanns durch ›Romantisierung‹ mit einem schwärmerisch verträumten, zauberhaften ›Glacis‹. Dabei sind es vor allem zwei Themenkomplexe, in denen sich diese Romantisierung der bürgerlichen Kaufmannswelt manifestiert: zum einen die Raumkonfigurationen, die der Roman verhandelt, zum anderen die Kaufmannsreligion, die Freytag in der Nachfolge der romantischen Kunstreligion entwickelt. Die hier vorgeschlagene Re-Lektüre des Romans kann zeigen, dass in Freytags romantisierter Kaufmannswelt künstlerischer, eschatologischer und ökonomischer Lebenssinn zusammenfallen: Die wahre Kunst ist die Warenkunst.
Irmtraud Hnilica ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am In­stitut für neuere deutsche und europäische Literatur der
FernUniversität in Hagen.

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