Texturen des Barbarischen | |||
Exemplarische Studien zu einem Grenzbegriff der Kultur | |||
Herausgegeben von Carla Dauven- van Knippenberg, Christian Moser und Daniel Wendt unter Mitarbeit von Christina Lammer | |||
(AMSTERDAM GERMAN STUDIES) |
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Fasst man Kultur (im Anschluss an die Writing Culture-Debatte) als Text auf, so stellt das Konzept des Barbarischen einen der problematischen Knotenpunkte innerhalb dieses Gewebes dar. Seine Anwendungsbereiche sind vielfältig: von Fiktion und non-fiction über Bildkunst, Musik oder Film bis hin zu körperlichen Ausdrucksformen wie Tanz und Theater oder virtuellen Szenarien wie Computerspielen. Eine Konstante, die sich in allen diesen Texturen durchhält, ist seine Einbindung in eine asymmetrische Begriffsopposition: Das »Barbarische« wird oftmals konfrontativ und abwertend der »Kultur« oder der »Zivilisation« gegenübergestellt. Alternativ begegnen mitunter auch ternäre Konstellationen, in denen das »Barbarische« als Übergangsphänomen etwa zwischen dem Zustand der »Wildheit« und der entwickelten »Zivilisation« vermittelt. In jedem Fall fungiert das Konzept als Grenzbegriff: Eine Sozietät bedient sich seiner, um das Andere auszugrenzen, um sich gegenüber vermeintlich defizitären Zuständen abzugrenzen und der eigenen Gruppe somit den Status kultureller Überlegenheit zuzuschreiben. Der Akt der Grenzziehung aktualisiert dabei oft erst jene barbarische Gewalt, die dem Anderen unterstellt wird. Bei dem Versuch, die Vorstellung des »Barbarischen« zu ergründen, tragen sich zahlreiche Fragen an: Gibt es bestimmte, immer wiederkehrende Attribute, die den »Barbaren « zugewiesen werden? Welche Rolle spielt dabei der normative, europazentrierte Kulturbegriff? Die Erörterungen im vorliegenden Band möchten versuchen, den begriffsgeschichtlichen Verästelungen und literarischkünstlerischen Inszenierungen des »Barbarischen« näher zu kommen. |
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