R.M. Dickens | |||
Sozialer Rückzug als Lebensphase und Experiment | |||
Die Darstellung eines sozialpsychologischen Phänomens in der deutschsprachigen Erzählliteratur seit 1900 | |||
(AMSTERDAM GERMAN STUDIES) |
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Aus welchen Gründen ziehen sich Menschen aus dem gesellschaftlichen Leben zurück? Welche Vorteile bietet ihnen ein Leben in sozialer Isolation? Auch wenn Soziologie und Psychologie Erklärungen für das Phänomen des sozialen Rückzugs liefern, bleibt letztlich unklar, wie sich der gesamte Prozess gestaltet. Literarische Texte aus dem 20. und 21. Jahrhundert können dem Leser einen Einblick in die Ursachen, Gestaltungsweisen und Folgen sozialer Isolation ermöglichen. Im vorliegenden Band werden anhand von 25 ausgewählten deutschsprachigen Erzähltexten sechs verschiedene Ursachenkomplexe exemplarisch herausgearbeitet: Neurasthenie und Lebensreformbewegung (Heinrich und Thomas Mann, Hermann Hesse, Juli Zeh, Norbert Niemann), Kriegsheimkehr (Friedrich Griese, Ernst Wiechert, Arno Geiger), Finanzkrise und Arbeitsverlust (Karl Heinrich Waggerl, Gerhard Roth, Jakob Hein, Doris Knecht), politische Unterdrückung (Monika Maron, Christoph Hein, Uwe Tellkamp), Trauer und Verlust (Patrick Süskind, Uwe Timm, Lutz Seiler) sowie Adoleszenz- und Generationenkonflikt (Ulrich Plenzdorf, Kevin Kühn). Bei markanten einschlägigen Texten von Thomas Bernhard, Wolfgang Hildesheimer und Peter Stamm bleiben die Ursachen letztlich im Dunkeln. Insgesamt wird in der Studie der soziale Rückzug einerseits auf narrativer Ebene als eine Phase im Leben der Protagonisten aufgearbeitet, andererseits wird darüber hinausgehend seine Funktion als Gedankenexperiment sowohl seitens des Autors als auch des Lesers akzentuiert. R. M. Dickens ist DAAD-Lektorin am Duitsland Instituut Amsterdam (DIA) und unterrichtet Deutsche Sprache und Kultur an der Universiteit van Amsterdam. |
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