Anna Seidl  
Der katastrophisch-messianische Geschichtsraum bei W.G. Sebald  
Bewegung – Stillstand – Liminalität  

(AMSTERDAM GERMAN STUDIES)
2014, 194 Seiten, 8 Abbildungen, Klappenbroschur
€ 29,80 [D]
ISBN 978-3-939381-64-8

 

W.G. Sebalds Werk stellt sich als eine Art großes poetisches Geschichts­bild dar, das sich vor allem auf die traumatischen Ereignisse der jüngeren europäischen Geschichte bezieht. Die Form, in der dies geschieht, ist die einer Katastrophengeschichte des 20. Jahrhunderts. Adäquat zu erfassen ist sie nur vor dem nicht sofort einsichtigen Hintergrund derjenigen Erlö­sungsphantasien, die sich bei Sebald aus der komplexen Verschränkung von Raum und Zeit ergeben. Denn erst sie lässt einen katastrophisch-messiani­schen Raum entstehen, der die Restitution und damit Rettung der Geschich­te zu ihrem imaginären Telos macht. Das erinnerungsstiftende Schreiben Sebalds wird auf diese Weise zu einem Dialog mit der Vergangenheit, der ihr zugleich Sinn verleiht. Diesem Dialog geht die Studie nach, indem sie zeigt, wie die verschiedenen Formen der Bewegung und des Stillstands ei­nen Geschichtsraum erschließen, der es erlaubt, Zeit räumlich und zugleich Raum zeitlich zu lesen. Ihre theoretisch-methodische Basis findet die Ar­beit in Michel de Certeaus Raumtheorien, Victor Turners Liminalitätsmodell, Walter Benjamins Schwellenräumen und dem Konzept von Korresponden­zen und Interdependenzen des englischen Barockautors Thomas Brown.

Dr. Anna Seidl ist Dozentin für deutschsprachige Kultur an der Universität von Amsterdam. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind die Neuere deutsche Literaturwissenschaft und die kulturwissenschaftliche Erforschung von Raumstrukturen, Körperbildern und Tanz sowie das Verhältnis von Kunst und Gesellschaft. Vor ihrer akademischen Laufbahn war Anna Seidl erste Solistin bei Het Nationale Ballet (Amsterdam).

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