Anna Seidl | |||
Der katastrophisch-messianische Geschichtsraum bei W.G. Sebald | |||
Bewegung – Stillstand – Liminalität | |||
(AMSTERDAM GERMAN STUDIES) |
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W.G. Sebalds Werk stellt sich als eine Art großes poetisches Geschichtsbild dar, das sich vor allem auf die traumatischen Ereignisse der jüngeren europäischen Geschichte bezieht. Die Form, in der dies geschieht, ist die einer Katastrophengeschichte des 20. Jahrhunderts. Adäquat zu erfassen ist sie nur vor dem nicht sofort einsichtigen Hintergrund derjenigen Erlösungsphantasien, die sich bei Sebald aus der komplexen Verschränkung von Raum und Zeit ergeben. Denn erst sie lässt einen katastrophisch-messianischen Raum entstehen, der die Restitution und damit Rettung der Geschichte zu ihrem imaginären Telos macht. Das erinnerungsstiftende Schreiben Sebalds wird auf diese Weise zu einem Dialog mit der Vergangenheit, der ihr zugleich Sinn verleiht. Diesem Dialog geht die Studie nach, indem sie zeigt, wie die verschiedenen Formen der Bewegung und des Stillstands einen Geschichtsraum erschließen, der es erlaubt, Zeit räumlich und zugleich Raum zeitlich zu lesen. Ihre theoretisch-methodische Basis findet die Arbeit in Michel de Certeaus Raumtheorien, Victor Turners Liminalitätsmodell, Walter Benjamins Schwellenräumen und dem Konzept von Korrespondenzen und Interdependenzen des englischen Barockautors Thomas Brown. Dr. Anna Seidl ist Dozentin für deutschsprachige Kultur an der Universität von Amsterdam. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind die Neuere deutsche Literaturwissenschaft und die kulturwissenschaftliche Erforschung von Raumstrukturen, Körperbildern und Tanz sowie das Verhältnis von Kunst und Gesellschaft. Vor ihrer akademischen Laufbahn war Anna Seidl erste Solistin bei Het Nationale Ballet (Amsterdam). |
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