Die aktuelle Diskussion
über die Ethik der angewandten Biowissenschaften hat eine neue Qualität
angenommen. Während viele Anwendungen z. B. der Gentechnik heute weitgehend
unkontrovers sind, wird weiter intensiv an neuen bio- und gentechnischen
Verfahren geforscht, deren potenzielle Anwendungen weit über das heute
Mögliche hinausgehen und die tiefgreifende Veränderungen in Medizin,
Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion herbeiführen könnten.
Es kann heute also nicht mehr darum gehen, Grundsatzdiskussionen über
Sinn oder Unsinn von Bio- und Gentechnologie im Allgemeinen zu führen
– solche Überlegungen sind schon längst durch die Realität
überholt worden. Gefragt ist stattdessen eine differenzierte, inhaltliche
Auseinandersetzung mit den verschiedenen technisch bereits möglichen
Verfahren sowie mit den noch in naher oder ferner Zukunft liegenden Anwendungen
unter Berücksichtigung ihres Nutzens, ihrer Risiken sowie anderer möglicherweise
ethisch relevanter Aspekte. In dem vorliegenden interdisziplinär ausgerichteten
Band befassen sich Philosophen, Soziologen, Biologen, Mediziner und ein
Politiker mit ausgewählten ethischen Problemen der aktuellen Forschung,
z. B. der Gentherapie und Gendiagnostik, der Xenotransplantation oder der
Produktion transgener Tiere. Darüber hinaus werden auch weiterführende
Fragen zu den historischen und systematischen Grundlagen der biowissenschaftlichen
Forschung sowie deren Stellung in der modernen Gesellschaft sachlich-differenziert
und mit klarem Blick für die Komplexität und Tragweite der involvierten
Probleme behandelt.
Der Band basiert auf einer Vortragsreihe an der Zentralen Einrichtung für Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsethik der Universität Hannover (Leitung: Prof. Dr. Paul Hoyningen-Huene). |