Text und Ritual
Kulturwissenschaftliche Essays und Analysen von Sesostris bis Dada
Herausgegeben von Burckhard Dücker und Hubert Roeder
(Hermeia; Band 8)
2005, 250 Seiten, Brosch.
€ 34,80
ISBN 3-935025-76-9
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Religiöse wie säkulare Rituale zeichnen sich durch engmaschige Verschränkungen zwischen sprachlichen Äußerungen und körperlichem Ausdruckshandeln aus. Texte sind in diesem Zusammenhang nicht selten wie die Skizzen und Skripte eines Regisseurs zu lesen, der in performativer Einstellung choreographische und bildstarke Szenen entwirft. Materielle Formgebungen und sprachliche Formelhaftigkeit suchen rituell präsentierte Machtansprüche zu garantieren, ohne jedoch Alternativen strikt ausschließen zu können. Selbst das Schreiben auf formatierter Pagina und die Lektüre gedruckter Bücher machen Gebrauch von eigensinnig ritualisierten Ordnungsstiftungen. Vorworte und Vorreden bereiten wie mehrdeutige Schwellenrituale die Lesenden auf mögliche Übergänge zwischen Text und Kontexten vor, während schriftliche Texte, werden sie vorgetragen, im Vollzug der an Ritualtraditionen orientierten Performance alte Semantiken vergegenwärtigen und neue Bedeutungsdimensionen entfalten.
Die Beiträge dieses Bandes stellen sich der Vielfalt ritueller Textverkörperungen. Auf die form- und texttheoretischen Betrachtungen des ersten Teils folgen Untersuchungen über die Nähe zwischen Ritual und Duell als Formen sozialer Anerkennung in erzählenden Texten und über die avantgardistische Transgression der Schriftgrenzen im öffentlichen Ritual der Publikumsprovokation. Die Analysen des dritten Teils greifen weit zurück; sie gelten den fragmentarischen Überlieferungen altägyptischer Ritualtexte und den in diese eingelassenen performativen Anweisungen: Texte erzeugen rituelle Praktiken, Rituale verkörpern sich in Texten.
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