Burckhard Dücker .
Erlösung und Massenwahn
Zur literarischen Mythologie des Sezessionismus im 20. Jahrhundert
(Hermeia; Band 3)
2003, 494 Seiten, Brosch.
€ 49,80
ISBN 3-935025-04-1
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Zahlreiche deutschsprachige Autoren – berühmte und weniger berühmte – des 20. Jahrhunderts haben in ihren Texten an die alten Mythen der Wiedertäufer und Heilsbringer, des Kinderkreuzzugs, des Rattenfängers und des geschundenen Marsyas angeknüpft. Es entstand so eine umfangreiche kulturkritische Sezessionsliteratur, in deren Licht die Moderne als ein Prozeß der Regression und der Re-Mythisierung erscheint. B. Dückers Buch untersucht die Funktion dieser Mythen, ausgehend von ihren Entstehungsgeschichten in Antike und Mittelalter, unter den Gesichtspunkten der Konflikt- und Zeitgestaltung. Es sind die Konflikte zwischen einer gegebenen Ordnung und deren Widersachern, die sich von jeder Mitgestaltung ausgeschlossen fühlen und sich daher an anderen als den geltenden Vorstellungen über gesellschaftliche Räume und Zeiten orientieren. Erlösungsbedürfnis und Massenwahn, die nicht selten auf eine charismatische Führerfigur fixiert sind, träumen in diesen Fällen von einer oppositionellen Bewegung, die den »reinen« Anfang einer anderen Ordnung setzen will: eine neue Zeit und einen neuen Sozialraum. Ausführliche Textanalysen gehen dem Zusammenhang dieser Literatur mit dem Mentalitätswandel der Deutschen nach. Präzise Analysen der Schlüsselbegriffe – z.B. »Mythos« und »Zeit« - erleichtern das Verständnis der in diesem Buch entfalteten Interpretationsthesen. Kontextuelle Einblicke in eine große Zahl von Paralleltexten der theoretischen, der politischen und soziologischen Literatur des 20. Jahrhunderts geben dem Buch die Weite eines gesellschaftsgeschichtlichen Panoramas.
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