StaatsSachen / Matters of State  
Fiktionen der Gemeinschaft im langen 19. Jahrhundert  
Herausgegeben von Arne De Winde, Sientje Maes und Bart Philipsen  
(Diskursivitäten, Band 17)
2014, 354 Seiten, Brosch.
€ 39,80
ISBN 978-3-939381-62-4
 

Gegenüber einem seinem diskursiven Selbstverständnis nach zwar säkularisierten, aber immer noch politisch-theologisch fundierten monarchischen Staatsbegriff kristallisieren sich im ›langen 19. Jahrhundert‹ allmählich die Konturen eines modernen, mehr oder weniger liberal-demokratischen und anscheinend sachlicheren Staatskonzepts heraus. Der moderne Staat wird dabei als eine von den Staatsbürgern gemachte und stets neu zu erfindende, pragmatisch organisierte Gemeinschaftsform betrachtet. Das geschieht insbesondere infolge von sozial-wirtschaftlichen, demografischen und technisch-wissenschaftlichen Prozessen einerseits, dramatischen politischen Ereignissen wie Revolutionen und Kriegen andererseits. Einher geht diese Versachlichung aber mit einer nur scheinbar paradoxen Intensivierung der politischen Einbildungskraft, von der die bis dahin zwar evidente, aber kaum befragte Verschränkung des Ästhetischen mit dem Politischen – die alte Staatskunst, deren Gegenstand die vom Souverän gelenkten und gestalteten Staatssachen waren – ins Zentrum politischer Diskurse rückt. Die hier versammelten Beiträge zeigen die fiktionalisierenden, narrativen und rhetorisch-poetologischen Strategien auf, mittels derer die unterschiedlichsten utopischen oder nostalgischen, fortschrittlichen oder reaktionären Fiktionen moderner Gemeinschaftsformen sprachlich produziert wurden. Dabei führte ihre performative Setzung allerdings nicht selten zu fatalen Entstellungen, Verwerfungen und Verneinungen von historischer Realität.

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