Renke Siems .
Die Autorschaft des Publizisten
Schreib- und Schweigeprozesse in den Texten Kurt Tucholskys
(Diskursivitäten; Band 7)
2004, 425 Seiten, Brosch.
EUR 49,80
ISBN 3-935025-34-3

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Als Erich Kästner in der Rückschau Tucholsky als kleinen dicken Berliner beschrieb, der versucht habe, mit der Schreibmaschine die Katastrophe aufzuhalten, war ein zäh haftendes Etikett geboren. Ein großer Teil der Tucholsky-Rezeption hielt sich seitdem an den Satiriker, den Moralisten und den politischen Aufklärer und stellte – unter jeweils unterschiedlichen Prämissen – seine gesellschaftspolitische Wirkung in den Vordergrund. Zu wenig kam dabei bisher in den Blick, daß man über Tucholskys Engagement erst dann gesichert sprechen kann, wenn man sich darüber verständigt hat, um welchen Typ von ›Literatur‹ es sich bei Tucholskys Texten eigentlich handelt. Die vorliegende Arbeit versucht darauf eine Antwort zu geben, indem sie Tucholskys Zickzackkurs vom Briefschreiber zur Pseudonymie, vom Kabarettisten zum Buchautor, vom Medientechniker zum Exilanten im zeitgenössischen Diskursraum nachgezeichnet. Seine Autorschaft erweist sich dabei insgesamt als eine Form von Paradoxienmanagement: In der nachrealistischen Moderne versucht der Medienarbeiter Tucholsky gesicherte Autorschaft und authentisches Erzählen, die er für die gesellschaftliche Wirksamkeit von ›Literatur‹ als konstitutiv ansieht, noch einmal technisch zu restituieren – ein spannungsreiches Unternehmen, an dem er immer wieder und im Exil schließlich final scheitern mußte.
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