Der deutsche Exil-PEN
wurde 1934 auf dem Internationalen PEN Kongress in Edinburgh gegründet,
nachdem 1933 in Deutschland die Nationalsozialisten an die Macht gelangt
waren und die meisten bedeutenden deutschen Schriftsteller ins Exil gingen.
»Wo ich bin, ist die deutsche Kultur«, erklärte Thomas
Mann anlässlich seiner Emigration. Sein Bruder Heinrich Mann, Lion
Feuchtwanger und Ernst Toller gehörten zu den Gründern des deutschen
Exil-PEN. Zum ersten Mal in der Geschichte des Internationalen PEN entstand
eine Situation, die später auf viele Länder zutreffen sollte:
dass die Literatur eines Volkes vorübergehend ihren Aufenthalt außerhalb
des eigenen Landes nehmen muss. Es war die Gründung des deutschen Exil-PEN
– später in PEN-Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland
umbenannt und heute eines von zahlreichen Exil-PEN-Zentren in aller Welt
–, anlässlich derer der internationale PEN die grundsätzliche
Entscheidung traf, dem literarischen Exil einen genuinen Status einzuräumen.
Zahlreiche Autoren – tote und lebende – haben zum Ruhm des deutschen
Exil-PEN beigetragen, und die deutschsprachige Exilliteratur ist Gegenstand
breiter internationaler Forschung. Bis heute kommen aus diesem PEN-Zentrum
bedeutende Beiträge zur deutschen Gegenwartsliteratur. Die vorliegende
Anthologie mit Texten von 35 Autoren belegt ihr breites intellektuelles
Spektrum, ihre stilistische Vielfalt und ihre bleibende Verbundenheit mit
der deutschen Kultur. Und in keiner wissenschaftlichen Abhandlung, in keinem
historischen Abriss könnte das Thema Exil überzeugender vorgeführt
werden als in einem solchen Band, dessen Autoren in aller Welt verstreut
leben und weiterhin deutsch schreiben. Niemand weiß besser als sie,
wie entbehrungsreich das Leben im Exil sein kann, wie ernüchternd,
ambivalent, auch einsam. Doch weiß auch niemand besser als sie, dass
Exil fruchtbar sein kann, ein Ort neuer Inspiration und Produktivität. |